DIE AMISHEN UND IHRE QUILTS

Der Ursprung der Amishen, einer kleinen und höchst konservativen Religionsgemeinschaft, liegt in der Bewegung der Wiedertäufer. Aus der Protestantischen Reformation im Europa des 16. Jahrhunderts formierten sich die von der römisch-katholischen Kirche nicht geduldeten und verfolgten Religionsgemeinschaften um Menno Simons (Mennoniten) und Jacob Hutter (Hutterer) vor allem in den Niederlanden und der Schweiz. Erst 1690 spalteten sich die Amishen unter Jacob Amman von den Mennoniten ab. Sie wanderten vor ca. 250 Jahren nach Pennsylvania, Indiana, Ohio, Iowa, Kansas, Oklahoma, Illinois und Kanada aus und haben sich dort von einer handvoll isolierter Immigranten zu einer Kultur entwickelt, wo Beständigkeit, Strenge und Symbolismus eine dynamische soziale Botschaft darstellen.

Ihr oberstes Prinzip ist es, sich von allem „Weltlichen“ fernzuhalten. Dies ist natürlich nicht in der ursprünglich gedachten Form gelungen, wir finden amishe Gruppen der „Old Order“ aber auch gemäßigtere Formen, und man machte teilweise Konzessionen an die industrielle Entwicklung (ursprünglich durften die Amishen nicht einmal elektrischen Strom verwenden).

„Ordnung“ hat einen hohen Stellenwert im Leben der Amishen und strenge Regeln bestimmen das tägliche Leben. Diese Regeln machen sich auch in ihren Quilts bemerkbar.

Der größte Teil erhaltener amisher Quilts stammt aus der Zeit von 1880 bis 1960, wobei die meisten davon im 20. Jahrhundert hergestellt wurden. Vor 1880 wurden kaum Quilts in Patchworktechnik hergestellt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass erst mit der Erfindung und Verbreitung der Nähmaschine in Amerika (ab ca. 1840) die Amishen begannen, auch gepatchte Quilts zu fertigen. Streng nach ihrem Prinzip, keine unnötige Arbeitszeit zu verschwenden, begannen sie erst mit dem Aufkommen der Nähmaschine in größerem Ausmaß mit der Herstellung von Quilts. Die Technik dazu hatten sie ihren „englischen“ Nachbarn abgeschaut. Wohl aber gab es zu dieser Zeit bereits „Wholecloth“ Quilts (Top bestehend aus einer/mehreren zusammengenähten einfarbigen Stoffbahnen), die mit den für die Amishen so berühmten kunstvollen Mustern gequiltet wurden.

Die Amishen verwendeten für ihre Quilts meist Wollstoffe oder Baumwoll-Wollemischungen, deren Farben einen ganz besonderen Anziehungspunkt darstellen. Die Quiltarbeit war lange eine der wenigen Möglichkeiten für eine amishe Frau, Kunstfertigkeit und Sinn für Ästhetik zu zeigen. Von den Farben her waren die Quilts je nach ihrer Entstehungsgemeinde strengen Regeln unterzogen. So durften z.B. Gelb oder Weiß in vielen Gemeinden nicht verwendet werden. Andere leuchtende Stoffe stammen aus den Resten von Kinderkleidung und sind sehr typisch für amishe Quilts. Eine gemeinsame Farbe taucht allerdings in beinahe allen amishen Quilts auf: Schwarz. Diese Farbe dominiert das Leben der Amish People und findet sich auch in ihrer Quiltkunst. Gequiltet wird und wurde ebenfalls meist mit schwarzem Quiltfaden. Das dichte Quilten war nicht nur höchst dekorativ, sondern auch notwendig, um die drei Lagen, mit loser Baumwolle als Einlage, sicher zu verbinden.

Von den Patchwork-Mustern her finden wir in den amishen Quilts größtenteils streng geometrische Formen wie Center Square, Center Diamond, Nine-Patch, Bars, Split Bars oder Sterne. Wir finden kaum Kurven oder Applikation, sie würden dem amishen Prinzip der Einfachheit und Schlichtheit widersprechen. Ebenfalls selten findet man mit Stickereien verzierte Quilts.

Natürlich gab es auch Modernisierungen in den Amishen Quilts. Nachdem Amish People äußerst geschäftstüchtige (meist auch wohlhabende) Leute sind, führen sie heute nicht nur Auftragsarbeiten für die „Engländer“ aus, sondern verkaufen Quilts auch an die zahlreichen vorbeikommenden Touristen.

Dr. Andrea M. Schneider

 

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